Sonntag, 28. Juli 2013

Ein Fazit

Und wie fällt mein Resümee aus?
Die ganzen Wochen des Wartens von der Benachrichtigung, dass ich als Spender in Frage komme, bis hin zum eigentlichen Spendetermin, habe ich damit verbracht, mich mehr und mehr zu informieren und mich selbst, so gut es geht, auf die mögliche Spende vorzubereiten. Am Anfang ist man vielleicht sehr aufgewühlt, da man nicht genau weiß, was auf einen zukommen wird und man sich anfangs vielleicht auch unnötig verrückt macht. Je besser man informiert ist, desto ruhiger und souveräner geht man mit der Situation um.
Im Nachhinein hat es mich
persönlich nur einen sehr geringen Aufwand gekostet. Einmal zur Blutentnahme zum Hausarzt und drei Tage nach Köln. Wobei der eigentliche Zweck, nämlich Voruntersuchung und anschließend die Spende, nur insgesamt sechs bis sieben Stunden in Anspruch genommen haben. Dazu vielleicht noch drei bis vier Telefonate und kurze E-Mails.
Das größte 'Opfer' des Spenders dürfte wohl das Spritzen mit seinen Nebenwirkungen sein. Aber auch das übersteht man, in Betracht des Hintergrunds, mit Leichtigkeit. Das ist Nichts im Vergleich zu dem, was der Leukämiepatient durchmacht.

Wer sich ebenfalls typisieren lassen möchte, kann dies natürlich bei einer Typisierungsaktion in der Region tun. Oder aber ganz bequem von zu Hause aus mit einem Wangenabstrich.
Jede Typisierung kostet die DKMS 35,- €. Wem die 35,- € finanziell nicht weh tun, kann diese spenden. Denn viele Proben warten noch auf die Laboruntersuchung und nützen erst einmal niemanden etwas, bis die Typisierung durchgeführt wurde. Diese Kosten werden ausschließlich durch Spenden finanziert.

Alle Mitarbeiter mit denen ich zu tun hatte, seien sie von der DKMS oder der Cellex, waren stets sehr freundlich und hilfsbereit.

Wäre der Anlass freudigeren Ursprungs gewesen, würde ich sagen:
Die Sache hat Spaß gemacht.

Donnerstag, 18. Juli 2013

Die Spende

Di.-Do. 16.-18.07.2013

Heute sollte es wieder auf nach Köln gehen. Ich habe einen Zug am frühen Nachmittag gewählt, um ohne Stress am Abend in Köln einzutreffen. Natürlich hatte der Zug Verspätung, so dass meine Begleitung und ich den Anschlusszug verpasst haben. Daher sind wir dann ca. 40 Minuten später als geplant mit einem IC in Köln eingetroffen. Nach einigen Minuten Fußmarsch sind wir schließlich im Hotel angekommen und ich habe mir die vorletzte Spritze verabreicht.
Wir sind dann bei herrlichem Sommerwetter einige Stunden durch die Innenstadt gegangen und haben dann auch noch etwas gegessen. Danach noch ein kühles Getränk und ein Eis zum Abschluss des Tages. Am nächsten Morgen hieß es für uns ja wieder früh aus den Federn zu kommen.

Am Mittwoch schellte dann um 5:45 Uhr der Wecker. Jetzt schnell noch die letzte Dosis spritzen. Außer den zuvor erwähnten Beschwerden sind keinerlei weitere Nebenwirkungen aufgetreten. Ich habe auch kein Paracetamol mehr genommen. Die Wehwehchen waren erträglich.
Dann unter die Dusche springen und reichlich frühstücken. Getrunken habe ich nur einen Kaffee und etwas O-Saft, um bei der Spende nicht auf die Toilette zu müssen. Das Frühstück im Hotel war ausgezeichnet.

Gegen 7:30 Uhr schlugen wir dann bei der Cellex in der MediaPark Klinik auf. 

Die MediaPark Klinik

Wir waren nicht die Ersten. Es war schon reger Betrieb vor Ort. Neben Spendern waren offensichtlich auch schon zwei Kuriere mit Kühltaschen, die für den reibungslosen Abtransport der Stammzellen, Blutproben, etc. sorgen, da.
Nach Abgleich mit meinem Personalausweis und kurzer Wartezeit wurde ich auch schon in den 'Herstellungsbereich' geführt und durfte auf einem Spenderstuhl Platz nehmen. Noch ein großes Kissen in den Nacken und es konnte losgehen. Gleich zwei Schwestern haben sich mir angenommen. Eine der Beiden wurde eingearbeitet.
Erst noch einmal kurz Puls, Blutdruck und Temperatur messen. Alles i.O. In die linke Ellenbeuge bekam ich eine Nadel für die Blutentnahme. Diesen Arm durfte ich nicht mehr bewegen bzw. beugen. Die Nadel merkte ich hier gar nicht. Dann wurden vorab einige Röhrchen mit Blut für die Analyse gefüllt. In die Vene des rechten Arms bekam ich einen kleinen Schlauch für die Blutrückgabe. Diesen Arm durfte ich bewegen. Der Schlauch drückte aber etwas, so dass ich ihn trotzdem nicht unnötig bewegte.
Dann wurde der Zellseparator eingeschaltet und eingestellt. Sofort wurden schon Stammzellen und gleichzeitig etwas Blutplasma gesammelt. Das Blutplasma wird später mit den Stammzellen gemischt und erhöht die Haltbarkeit der Stammzellen.
Zusätzlich wird dem Blut gleich nach der Entnahme aus dem Körper ein Gerinnungshemmer (ACD-A) zugeführt. Dieser führt zu einem Kalziummangel im Körper, der sich durch Kribbeln in Lippen und Fingerspitzen bemerkbar machen kann. Als ich dies später verspürte, bekam ich eine Kalziuminfusion und das Gefühl verschwand.

Der Zellseparator

In dem Raum waren noch mindestens vier weitere Spender und in den anderen Räumen waren ebenfalls Spender untergebracht. Mein direkter Nachbarspender hatte weniger Glück als ich. Er hatte anscheinend mehr mit den Nebenwirkungen der Spritzen zu kämpfen. Er klagte über Schmerzen in den Bandscheiben. Auch Nadeln schien er nicht besonders zu mögen. Er verzog sein Gesicht irgendwie sehr komisch, als die Zugänge gelegt wurden. Beim Spritzen half ihm, nach eigener Aussage, eine befreundete Krankenschwester. Wie er das als Blutspender jedes Mal aushält, ist mir ein Rätsel. Aber auch er schlug sich letztendlich tapfer. Soviel Aufopferung seinerseits verdient jedenfalls Anerkennung.
Uns wurde anschließend genau erklärt, wie die Apherese abläuft und was sich in den Beuteln befindet. Man ist nun zwei Jahre lang für seinen Empfänger als Spender reserviert, falls dieser einen Rückfall erleidet. Sollte dieser Fall eintreten, wird man wieder zur Spende gebeten. Allerdings nicht, um Stammzellen, sondern um Lymphozyten zu spenden. Die befinden sich immer in ausreichender Anzahl im Blut, so dass keine Mobilisierung durch Medikamente erfolgen muss. Die Spritzen würden dann also entfallen.
Während dieser zwei Jahre ist anonymer Briefkontakt möglich, sofern es Spender und Empfänger wünschen. Danach ist, je nach Bestimmungen des Landes in dem der Empfänger lebt, auch ein persönlicher Kontakt möglich. Man ist dann in der Datei auch wieder für andere Leukämiepatienten zugänglich.
Während der Apherese kann man sich zum Zeitvertreib Filme ansehen. Mein Spendernachbar wählte 'Zorn der Titanen'. Ich verzichtete. Nach ca. 2 1/2 Stunden kamen die Laborwerte und es wurde die noch benötigte Restzeit an der Maschine eingestellt. Gegen 12:00 Uhr sollten dann genug Stammzellen im Beutel sein. Der befürchtete Drang, auf die Toilette zu müssen, hielt sich auch in Grenzen. Sonst hätte man mich von der Maschine abgeklemmt und mit einer Armschiene auf die Toilette geschickt. Dieser Umstand blieb mir und den Schwestern also erspart.
Mein Spendernachbar war schon etwas früher fertig, als ich. Man benötigte für seinen Empfänger weniger Stammzellen. Der Bedarf richtet sich nach dem Körpergewicht des Empfängers. Da bestätigte sich wiedereinmal die alte Weisheit: Wer später kommt, kann früher gehen.
Aber auch ich war schließlich nach rund vier Stunden fertig. Man verabreichte mir einen Druckverband an jedem Arm und ich wurde entlassen.
Jeder Spender bekam noch ein Buch von der DKMS mit Erfahrungsberichten von Spendern und Empfängern.


Ein Dankeschön von der DKMS

Weiterhin erhielt ich drei Beutel Kalium fürs Herz, sowie einen Fragebogen zur derzeitigen Befindlichkeit und einen Weiteren, den ich vier Wochen nach der Spende ausfüllen soll. Ebenfalls zu dieser Zeit sollen von meinem Hausarzt noch ein großes Blutbild und diverse andere Untersuchungen gemacht werden. Dies dient zur Kontrolle, ob sich alles normalisiert hat und wieder im grünen Bereich liegt.
Jederzeit bestand für die Spender und deren Begleitungen die Möglichkeit etwas zu essen oder zu trinken. Ich habe dann nach der Spende zwei belegte Brötchen und ein paar Süßigkeiten gegessen. Dazu ein Kaffee und Wasser.
Man würde mich in rund zwei Stunden noch einmal anrufen, um mir mitzuteilen, ob diese Spende ausreichend Stammzellen geliefert hat, oder, ob ich am nächsten Tag noch einmal Spenden müsste.
Das war es also schon. Alles glatt gelaufen.

Nach Entfernen des Druckverbands war
nur noch ein kleiner Einstich zu erkennen

Wieder im Hotel angekommen habe ich mich erst einmal etwas hingelegt. Weniger wegen spendenbedingter Erschöpfung, sondern weil ich ja eh schon früh aufgestanden bin. Allerdings habe ich nur etwas gedöst. Im Hotel hatte ich kaum bis gar keinen Handyempfang. Daher haben wir uns dann auf gemacht, um die Innenstadt noch einmal unsicher zu machen. Auf dem Weg dort hin bekam ich auch schon den erwarteten Anruf. Die Mitarbeiterin erkundigte sich nach meinem Befinden. Ich fühlte mich Topfit. Sie erklärte mir, dass ausreichend Stammzellen vorhanden seien. Somit brauchte ich also am Folgetag nicht wieder zur Spende antreten. Super. Meine Begleitung und ich konnten dann den restlichen Mittwoch und Donnerstag genießen.
Wir besichtigten natürlich den Dom und gingen dann den Südturm hinauf. Einmal über die Hohenzollernbrücke zum östlichen Rheinufer und wieder zurück.
Selbstverständlich haben wir auch noch einige Kölsch verkostet. Mühlen, Früh, Gaffel und Päffgen waren unsere Wahl. Dann ging es zum Ausruhen ins Hotel.

Am Donnerstag war ausschlafen angesagt. Anschließend wieder ein üppiges Frühstück und gemütlich zum Bahnhof marschiert, um die Rückreise anzutreten. Es war jetzt schon sehr warm und wir hatten ja auch noch das Gepäck dabei. Daher war uns nicht nach weiteren Aktivitäten in Köln zu mute. Der Zug kam, wer hätte es gedacht, etwas verspätet. Dies konnte er aber bei einem längeren Aufenthalt im Hamm wieder wettmachen, so dass wir den Anschlusszug dieses mal auch erreichten. Am frühen Nachmittag sind wir wieder zu Hause angekommen.

Ach ja. Ich habe dann kurz nach meiner Heimkehr bei der DKMS angerufen, um zu erfahren, wohin meine Stammzellen gehen. Ich habe mir auf einen Schmierzettel drei Dinge geschrieben. 63, Mann, USA.
Ich weiß nun, dass ich für einen 63 Jahre alten Mann in den USA gespendet habe. Informationen zu seinem Krankheitsverlauf erfahre ich frühstens in drei Monaten von der DKMS. Jedenfalls wünsche ich mir für ihn, dass er den Krebs nun endlich besiegt.

Sonntag, 14. Juli 2013

Das Spritzen

Sa./So., 13./14.07.2013

Am Sonnabend habe ich angefangen mir das Elixir, das schon seit fast drei Wochen bei mir rumliegt, zu verabreichen.
Es handelt sich um den Wirkstoff Lenograstim mit dem Handelsnamen GRANOCYTE®.
Dies ist ein auch im Körper vorkommende Wachstumsfaktor mit dem Namen G-CSF (Granulocyte-Colony Stimulating Factor) ist ein hormonähnliches Präparat.


GRANOCYTE®

Wie ich bereits schon hier beschrieben habe, wird dadurch das Stammzellwachstum angeregt, so dass die Stammzellen in das Blut ausgeschwemmt werden. Dadurch lassen sich die überschüssigen Stammzellen bei der Apherese bequem aus dem Blut abfischen.
Ich muss zwei Ampullen des Medikaments in einer größeren Spritze aufziehen und subkutan (also in die Unterhaut) injizieren. Wie dies genau funktioniert, wird in diesem Film erklärt:

Spritzanleitung

Ich hatte befürchtet, dass ich mehrere Anläufe bräuchte, bevor ich mich trauen würde, mich selbst mit der Spritze zu stechen. Komischerweise habe ich mir ohne zu zögern die Spritze verabreicht. Der Piks der Nadel ist wirklich nur minimal zu spüren und nach einer Sekunde merkt man gar nichts mehr. Ein Pflaster abziehen ist schlimmer.
Das Medikament sollte man langsam injizieren, da es sich auch nur langsam im Körper verteilen kann. Sonst kann es kribbeln, jucken oder etwas brennen.
Nebenwirkungen hatte ich eigentlich keine. Am Abend nur leichte Kopfschmerzen und ein verspannter Hals. Aber ob das auf das Medikament zurückzuführen ist, kann ich nicht genau sagen. Ich habe die Schmerztabletten genommen und bin früh zu Bett gegangen.

In der Nacht habe ich allerdings unruhig geschlafen. Mir war warm und ich habe mich hin und her gewälzt. Gegen 4:00 Uhr musste ich dann die Toilette aufsuchen, um mich zu übergeben. Ich hatte am Abend zuvor gut gegessen und ein Bier getrunken. Vielleicht war das der Auslöser. Danach ging es mir jedenfalls besser und ich konnte auch gut durchschlafen.
Am Sonntag habe ich gleich nach dem Aufstehen gespritzt und mir ging es soweit auch prima. Am späteren Nachmittag verspürte ich nun leichte Rückenschmerzen und Verspannungen im Brustbereich. Die habe ich öfters mal. Kommt meist vom Sitzen oder Liegen. Aber diesmal fühlte es sich etwas anders an. Naja. Ist auszuhalten.

Zwei Tage sind nun schon fast vorbei und die zwei folgenden Arbeitstage werde ich hoffentlich auch noch ohne größere Beschwerden überstehen.
Am Dienstag fahre ich dann wieder nach Köln und am Mittwoch findet die eigentliche Spende statt. Bin gespannt wie es weitergeht...





Auflösen des Pulvers


Aufziehen der Spritze

Bereit zur Injektion

Nichts für Leute mit Nadelphobie

Einer von neun Müllbergen